Dachhimmel 7er Kombi, Ausbau und Neubespannung, hier an einem 765 TD

Der Dachhimmel im 7er - eine unendliche Geschichte

Wer kennt das nicht - im Laufe der Jahre verliert der Schaumstoff zwischen Stoff und Träger seine Bindung, den Passagieren fällt "der Himmel auf den Kopf", und wenn der Stoff auch noch reissen sollte ist recht unangenehmes Rieseln von oben die Folge.

Abhilfe schafft entweder das Tauschen des Himmels gegen einen Himmel der 9er Baureihe (welche diese Probleme nicht kannten) oder eben das Neubespannen.

Tja, ein klassischer Fall in Extremausführung, da ist nichts mehr zu retten.

In weiterer Folge versuche ich so gut es geht den Ausbau zu erklären.

Hab' mal mit ein paar Bildern den Ein- und Ausbau des Dachhimmels nebst Neubespannung dokumentiert.

Einige Arbeitsschritte sind ident mit dem Himmelausbau bei der Limo wo auch das Schiebedach behandelt wurde: Dachhimmel Schiebedachverkleidung 7er Limo Ausbau

Der Ausbau des Himmels

Los geht es mit der Abdeckung ganz hinten -

• Grün 1. An der linken Schmalseite der Leuchte mit einem kleinen flachen Schraubendreher die Leuchteneinheit heraus hebeln, die Stecker abziehen und die Leuchte zur Seite legen. Hinter der Leuchte verbirgt sich eine Kunststoff"schraube" (rot 2), eine halbe Umdrehung drehen und dann mit dem kleinen flachen Schraubendreher heraus hebeln. Nun die großen Kunststoffschrauben (rot 3) heraus drehen, am Besten mit einem dicken fetten Flachschraubendreher um so wenig wie möglich den altersschwachen Kunststoff zu beleidigen. Und schon ist die Abdeckung herunten, zur Seite legen.
• Grün 2 und 3: Oberhalb des Fahrersitzes gibt es nur diese beiden Kappen. Von oben drauf drücken, unten den kleinen Flachdreher einschieben und die Kappe abhebeln. Geht recht streng. Danach den Unterbau abschrauben, ist eine Kreuzschlitzschraube.
• Grün 4: Die drei Griffe. Ganz vorsichtig mit dem kleinen flachen Schraubendreher zwischen die Stirnseite der Einlage und dem Griff einfahren und die Abdeckung heraus ziehen. Das ist ein recht weiches Kunststoffmaterial. Nun die (meistens) vier Kreuzschlitzschrauben heraus drehen und alles zusammen zur Seite legen.

• Rot 1. An den oberen Enden der Verkleidungen von B- und C-Säule findet Ihr vier Plastikstöpseln. Mit dem kleinen flachen Schraubendreher an der Unterseite des Stöpsels ebendiesen heraus hebeln. Anders rum gemacht sind die Nasen unweigerlich kaputt!
• Rot 2. Die vier Schrauben (Kreuzschlitz) heraus drehen und die Verkleidungen nur im oberen Bereich vorsichtig abziehen.
• Rot 3 ist an der C-Säule, und diese Arretierung sitzt recht streng.
• Rot 4 an der B-Säule ist auch ganz schön fest, in beiden Fällen ganz vorsichtig mit den Fingern hinter die Verkleidung fahren und sie somit abhebeln. Das geht durchaus streng!

Und schon können die beiden Kunststoffleisten bei den Griffen abgenommen werden. An der A-Säulen Verkleidung sind sie mit einer Art Dorn eingehängt, an der Leiste im Laderaum mit zwei Nasen eingehakt. Leiste vorne bei der A-Säule leicht nach oben schieben bis sie ausrastet, und dann Richtung Windschutzscheibe (WSS) aus der hinteren Leiste raus ziehen. Das geht ohne Kraftaufwand, also bitte keine Gewalt anwenden.

Die Verkleidungen der D-Säulen abnehmen. Sitzen auf drei Klemmpins und sind mit zwei Nasen an der Unterseite eingehängt, und auch hier kann es passieren dass Einer abreißt. Von oben nach unten arbeiten, und wenn die drei Pins gelöst sind die Verkleidung nach oben raus ziehen.

• Jetzt wird es echt schwierig, da haben sich die Ings. bei VOLVO ganz was Fieses ausgedacht.
• Es geht um die Verkleidung zwischen C- und D-Säule, und wer Diese ohne Schäden ausgebaut bekommt darf sich auf die Schulter klopfen.
• Rot 1. Die Pins an der Oberseite lassen sich ja noch recht leicht aushebeln.
• Rot 2. Bei den Klammern entlang des Fensters (rot 2 und extra im Ring) ist fluchen angesagt. Diese Blechklammern sitzen bombenfest, sind zudem mit Widerhaken ausgestattet. Hier hilft leider nur rohe Gewalt und beim Abziehen kann nun mal ganz leicht die eine oder andere Halterung ausbrechen (es bleibt aber meistens genug stehen um die Leiste wieder fest montieren zu können, im schlimmsten Fall ist ein Ersatzteil fällig).

Wenn nun die Leiste - hoffentlich ohne gröberen Schäden - aus ihren Verankerungen gerissen werden konnte, hängt sie noch immer fest, und zwar an einem Einhängepunkt bei der C-Säule. Die Leiste Richtung Bug des Autos schieben, und endlich ist das Teil draussen.

• Nun ist der Bereich um die Windschutzscheibe (WSS) dran: Die Abdeckung vom Schuh des Rückspiegels abhebeln, mit einem Schraubendreher seitlich eingefahren. Ist das gleiche Prinzip wie bei den Abdeckungen oberhalb des Fahrersitzes. Darunter zwei Muttern (rot 2) M 8 - heraus drehen, Spiegel abnehmen, Alles zur Seite legen.
• Die Sonnenblenden (rot 3) sind mit je drei M 8 Schrauben befestigt. Raus drehen, abnehmen, zur Seite legen.
• Die Verkleidungen der A-Säule sind mit je einer Kreuzschlitzschraube befestigt (rot 4), heraus drehen und die Verkleidung ganz vorsichtig und nur ganz oben abziehen.

Jetzt kommt leider wieder ein extrem unguter Teil - die Überschubleiste beim Himmel entlang der WSS. Dieses Teil sitzt ebenfalls bombenfest und kann nur mit roher Gewalt abgenommen werden. Auch hier sitzen Blechklammern mit Widerhaken drinnen, die Klammern sind nach dem Ausbau zum größten Teil Schrott, zum Glück gibt es die aber noch neu beim Händler, sogar in einer verbesserten Version (VOLVO Nummer 3519339 Stand September 2011). Diese Leiste kann auch nach dem Einbau des neuen Himmels eingesetzt werden, also, don't panic oder besorgt Euch vorab die Klammern, sind cent-Artikel, und mit acht Stück seid Ihr dabei.

Wir haben's fast geschafft!

• Die Leuchteneinheit in der Mitte abziehen, von den Kabeln trennen (markiert oder merkt Euch welcher Kabelschuh wohin gehört!) und die beiden Klammern entfernen indem Ihr sie von der Pappe Richtung Mitte leicht zusammen drückt.

Ab jetzt nur noch zu zweit!

Der Helfer sitzt vorne und hält den Himmel nach oben während die vier großen Kunststoffhalter in der Mitte des Himmels heraus genommen werden. Eine Vierteldrehung mit einem großen Flachschraubendreher, und heraus hebeln.

Nun wieder ab ins Heck, ganz hinten sitzt der Himmel in einer durchgehenden Blechnut. Den Himmel ganz vorsichtig Richtung WSS aus der Nut schieben und nun ist das Teil endlich frei gelegt.

Mit der allergrößten Vorsicht ausfahren! Das Teil ist extrem bruchgefährdet und hält genau KEINE Belastungen aus!

Erst mal auf den Kopfstützen der Vordersitze ablegen während das hintere Ende gehalten wird, nun kann der Helfer nach hinten klettern um den Himmel weiter bewegen zu können.

Rückbank war vorher umgelegt, also kann nun im zweiten Gang der Himmel auf der Ladefläche abgelegt werden.

Und schon ist das Teil draussen.

Das Neubespannen

• Der Stoff kommt von alleine runter, leider nicht die Reste des Schaumstoffes.

• Der eklige Teil, rot 1: Mit einer groben Bürste alles Lose abreiben. NICHT zu fest aufdrücken, gerade so viel wie nötig. Bei zu heftigem Reiben kann sich das Gefüge der Platte lösen, und das ist dann nach dem Aufspannen des Stoffes als Unregelmäßigkeit zu sehen! Es muß aber schon drauf geachtet werden dass da keine Partikel mehr haften.
• Ganz wichtig: Unterstützen des Himmels (rot 2, Kreis), um zu vermeiden dass der Himmel auf der Aussenkante vorne aufliegt, er würde dort sofort brechen.
• Wenn der Himmel sauber ist kann er flach aufgelegt werden. Irgend eine Einweg-Unterlage drunter geben.

• Rot 1und 2: Den Stoff zu zweit locker auflegen, ausrichten. Er soll auf allen Seiten in etwa gleichmässig überlappen. Die vordere Hälfte zurückschlagen und Pappe sowie Stoff mit Sprühkleber behandeln. Hierbei bitte exakt nach den Herstellerangaben vorgehen und auf ausreichenden Kleberauftrag achten, auch darauf dass der Kleber so gleichmäßig wie möglich aufgetragen wird.

Alternativ zum Sprühkleber geht auch ein Kleber zum Streichen. Beim Sprühkleber wie auch beim Streichkleber sollte darauf geachtet werden das er Hochtemperaturstabil ist. Unterm Dach können leicht mal hohe Temperatur auftreten. Am besten gleich einen Spezial Dachhimmel Kleber wählen. Da viele normale Sprühkleber auch schon nach 3-4 Jahren aufgeben. Der Preisunterschied ist es nicht das man die OP nach ein paar Jahren wiederholen muss. Z.b. Ottozeus Technicol U 56 Plus

• Rot 3: Der Helfer hält den Stoff in leichter Spannung frei vom Klebebereich während der Stoff mit einer Schaumgummiwalze leicht angerollt wird. Immer nur kleine Bereiche auf beiden Seiten ausrollern, bei Rundungen und Sicken besonders sorgsam arbeiten.

• Wenn die Arbeit am vorderen Teil abgeschlossen ist, den rückwärtigen Teil umklappen und wie zuvor beschrieben verfahren. Auch hier ist der Helfer unabdinglich!
• Wenn der Stoff komplett angerollert ist mit einer harten Walze den Stoff fest am Untergrund anrollern (rot 3) und den Himmel für einen Tag liegen lassen um dem Kleber Gelegenheit zum Aushärten zu geben.

• Am zweiten Tag dem Himmel Kontur und Ausschnitte verpassen, eine gute Schneiderschere schafft das Bestens.

Und der Neueinbau

Also: Einfahren, hinten in die Nut einschieben, die Kabelenden der beiden Leuchten durch die Öffnungen ziehen, die vier großen Plastikklipse in der Mitte des Himmels einsetzen.

Ab nun ist der Helfer nicht mehr zwingend nötig.

Sonnenblenden, Rückspiegel, A-Säulen Verkleidung einrasten (wenn der Pin richtig sitzt mit einem kleinen Klapps), die beiden Schrauben eindrehen und gegebenenfalls den Dichtungsgummi richten. Die Abschlussleiste zur WSS einsetzen.

Verkleidung zwischen C- und D-Säule wieder einsetzen, geht genau so bescheiden wie der Ausbau. Der eine oder andere kräftigere Schlag mit der flachen Hand wird wohl nötig sein wenn die Pins am richtigen Punkt positioniert sind. Dieses Teil ist leider wirklich extrem rep. unfreundlich aufgebaut.

Verkleidung zwischen B- und A-Säule einfädeln und Griffe resp. die beiden Abdeckungen wieder montieren.

Verkleidungen der B- und C-Säulen wieder einrasten - auch hier ist mitunter ein leichter Klapps von Nöten, Schrauben eindrehen, Kappen einrasten. Auf den richtigen Sitz der Dichtungen achten.

Verkleidung der D-Säule wieder anbringen.

Jetzt noch die zu aller Erst ausgebaute Verkleidung im Heck wieder montieren, die beiden Leuchten montieren - und freuen!

Bei einem Kombi ohne SD netto sechs gemütliche Stunden Arbeit zu zweit über zwei Tage. SD macht ordentlich mehr Aufwand, und eine Limo ist noch schlimmer, mit SD der GAU.

Diese Arbeit ist gut vorbereitet machbar, Spaziergang ist es sicher Keiner.

Ein Problem ist immer der altersschwache Kunststoff sowie die teils völlig bescheuerten Befestigungsvarianten - da sind Kollateralschäden fast nicht vermeidbar.

Wer's auf sich nimmt - hoffe dass mein kleines Elaborat Hilfe und Unterstützung gebracht hat, für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.

Viel Spaß beim Neuaufbau, das Ergebnis entschädigt für alle Mühen.

zurück