Dachhimmel mit Schiebedach Neubespannung – 7er Limo
Prolog
Im Folgenden beschreibe ich die Möglichkeit mit geringem Einsatz und ohne großartiger Profi-Ausstattung einen Dachhimmel neu zu bespannen.
Das geht gut mit einem herkömmlichen Kontaktkleber, wichtig ist, dass er eine sehr hohe Temperatur dauerhaft aushalten kann, unterm Dach kann’s schon mal schnell 90° C und mehr werden…
Kontaktleben geht bei einem weichen und porösem Material wie dem Stoff wohl nicht – also arbeite ich im Naßklebeverfahren. Richtig ausgeführt erreicht man damit fast die gleiche Festigkeit wie im Kontaktklebeverfahren, an der Temperaturbeständigkeit ändert sich nichts.
Es gilt nur Eines zu beachten: Man muß schnell, schnell, noch schneller arbeiten. Solange die aufgetragene Leimflotte naß ist geht alles klar. Der Kleber darf ja nicht antrocknen, wenn das passiert hat man ein Problem.
Aus genau diesem Grund darf nicht vollflächig, es muß in einigen kleinen Schritten gearbeitet werden. Immer über die volle Breite der Pappe, Schritte um die 15 cm sind ganz gut.
Nach diesem Verfahren habe ich inzwischen einige Himmel neu bespannt, sie halten alle noch und teils schon seit Jahren, akkurat ausgeführt ist auch kaum ein Unterschied zu einem professionell gemachtem Werk zu sehen.
Materialbedarf
Passender Stoff. Für eine Limo 1,8 lfm – für eine Limo mit SD sowie einen Kombi 2,8 lfm – für einen Kombi mit SD 3,8 lfm.
Kontaktkleber, für eine Limo mit SD ist knapp ein Kilo nötig.
Eine kleine und sehr feine Zahnspachtel sowie ein paar Sandsäcke.
Eine kleine Flasche Aceton – falls mal doch der Fall eintritt dass Klebstoff auf den Stoff kommt, läßt sich der noch nasse Klebstoff in den meisten Fällen spurlos entfernen.
Eine Bürste, nicht zu fein, nicht zu grob.
Falls ein SD vorhanden ist – Reingungsmittel um die alten Kleberreste weg zu bekommen, sowie ein Doppelklebeband für die Neubespannung. Auch hier ist es eminent wichtig ein Band zu nehmen welches Temperaturen von mind. 90° C dauerhaft aushalten kann, Teppichklebeband ist völlig ungeeignet. Passendes Material läßt sich im einschlägigen Fachhandel finden, im Baumarkt ganz sicher nicht!
Fetzen, Abdeckmaterial, Küchenrolle, das ganze Drumherum halt. Alles bereit? Dann los!
Vorbereitung
Gerade der Himmel mit SD – Ausschnitt neigt zum Brechen, also erst mal flicken. Im Autozubehör gibt es kleine Dosen Harz mit Härter, dazu Glasgewebe in zwei Stärken.
Den Bereich rund um die Brüche vorsichtig mit der Bürste von allen Resten der alten Bespannung entfernen, darauf achten die Bruchkanten so wenig wie möglich zu beleidigen. Bruchkanten ineinander schieben, Gewebe auflegen und tränken. Auf der Rückseite der Pappe das grobe Gewebe nehmen, auf der Vorderseite das Feine – spart viel Schleifarbeit.
Geflickte Stellen auf der Sichtseite müssen unbedingt sehr sauber verschliffen werden, mit glatten Übergängen zur Pappe. Jede Unregelmäßigkeit ist später zu sehen!
Die geflickte Pappe reinigen. Alles lose Material abbürsten, dabei tunlichst darauf achten die Oberfläche der Pappe nicht zu beschädigen, auch das wäre nach dem Bespannen sichtbar! Wenn noch eine leicht klebrige Oberfläche stehen bleibt ist es gut, glatt soll’s halt sein.
Die Arbeitsfläche mit Abdeckmaterial belegen, die Pappe drauf.
Ich beginne bei dieser Arbeit in etwa auf halber Höhe, so 15 cm hinter dem Ausschnitt für die Innenraumbeleuchtung, und arbeite mich im ersten Durchgang nach vorne.
Stoff auflegen, so, dass er auf allen Seiten gut übersteht. Im hinteren Teil beschweren, und von vorne nach über die Mitte aufrollen. Über eine ausreichend lange Kartonrolle oder einer Stange aufwickeln, dadurch läßt sich der Stoff beim Auslegen gut halten und vor allem faltenfrei sowie gleichmäßig verkleben.
Einen Bleistiftstrich ziehen, als Markierung. Hier sollte die Leimflotte sehr gerade aufgebracht werden damit es beim zweiten Durchgang keine unschönen Übergänge gibt.
Erster Schritt
Leim aufschütten und sofort mit der Zahnspachtel vertreiben. Schnell, schnell, schnell. So gut es eben möglich ist eine gleichmäßig starke Schichte ausspachteln. Lieber zu viel auftragen und die Überstände von der Pappe weg streichen.
Es muß wirklich schnell gehen!
Sobald der Leim verstrichen ist die Rolle packen und mit ganz leichter Spannung auflegen, mit den Händen ausstreichen, an Kanten, Sicken und Rundungen gut anstreichen, mit Sandsäcken sichern. Unbedingt darauf achten dass gleichmäßig und vollflächig ausgestrichen wird, an den Stufen gerne ein viertes und fünftes Mal drüber streichen und andrücken.
Stoff liegt schön gleichmäßig, die Sandsäcke schmiegen sich schön glatt an alle Rundungen? Gut! Durchatmen, erster Schritt geschafft, fünf Minuten Pause. Die Spachtel reinigen, falls an der Leimdose aussen Leim klebt, auch hier sauber machen.
Und weiter geht’s
Im Bereich der Innenraumbeleuchtung Entlastungsschnitte in den Stoff einbringen – hilft ganz gut um in den Rundungen nicht zu viel Spannung zu haben.
Stoff leicht anheben, neuen Leim aufbringen und verstreichen. Beim Übergang zu bereits verleimten Streifen unbedingt darauf achten dass keine Leimraupen stehen bleiben, das könnte als Leimdurchschlag später sichtbar sein. Also Vorsicht beim Spachteln.
Im zweiten Gang leime ich den Bereich um die Innenbeleuchtung. Wie schon beschrieben – leimen, verspachteln, auslegen, ausstreichen, andrücken, um Rundungen penibel mehrmals anreiben und natürlich – ganz wichtig! – gleich mal die Sandsäcke an den neuralgischen Stellen anreiben. Mehrmals kontrollieren ob alles passt, noch mal nachstreichen, die Säcke neu anschmiegen. Spachtel reinigen und weiter geht’s.
Diesmal die Stege rund ums SD incl. einem schmalen Streifen vorne am SD.
Der letzte Gang im vorderen Bereich geht auf Einmal – hier hat es ausreichend Platz um überschüssigen Leim in drei Richtungen ausstreifen zu können.
Wer einen Himmel mit ohne SD neu bespannt arbeitet immer in gleich breiten Streifen so um die 15 cm.
Fertigstellung
Im zweiten Arbeitsgang wird von der Mitte weg nach hinten verleimt. Inzwischen seid Ihr schon Profis – also nur der Hinweis dass ich im ersten Gang bis zur Senke, im Zweiten die Senke + halbe Vertiefung und im Dritten den Rest mache, also wieder aus der Vertiefung raus incl. dem Umschlag am Ende des Himmels.
Kombi geht da natürlich wieder in 15 cm Schritten bis ans Ende.
Hier zeigt sich so wirklich gut wie brauchbar die Sandsäcke sind – die Vertiefung incl. Rundung hat’s in sich. Die Säcke bügeln das ganz locker aus, drücken den Stoff überall sauber an die Pappe und man hat beide Hände frei für’s Anreiben und Kanten schmiegen…
… trotzdem: Unbedingt einen Trockenversuch machen, schaut Euch an wie der Stoff sich legen wird, in welche Richtung es eng werden könnte. Dieser Bereich hat seine Tücken – und Ihr habt genau einen Versuch nachdem der Leim aufgetragen wurde.
Das war’s. War doch nicht so schlimm, gelle? :)
Den fertig bespannten Himmel lasst Ihr bitte einen Tag oder so ruhig liegen, der Leim soll ordentlich abbinden können.
Hier auch der Hinweis zur Verarbeitungstemperatur: Konstant um die 20° C ist ideal, viel weniger sollte es nicht haben, höhere Temperaturen erfordern noch schnelleres Arbeiten – oder schmalere Streifen, Hauptsache, der Leim bleibt nass.
Nach dem Abbinden die Konturen schneiden, mit einer Schneiderschere, einem Skalpell, einem Cutter, was auch immer Ihr habt.
SD – Eigner haben hoffentlich noch den alten Stoff? Wäre ganz praktisch für die genaue Größe der beiden runden sowie des einen ovalen Ausschnittes im Bereich des SD – Motors. Falls nicht – auch nicht weiter tragisch, müsst Ihr halt nach dem Einbau des Himmels an entsprechender Stelle ausschneiden.
Ach ja – beim Ausschnitt für’s SD: Gebt unbedingt ordentlich mehr Zulage als es der alte Stoff hat! Der ist im Vergleich zu modernen Stoffen deutlich dünner – und wenn Ihr auf das alte Maß schneidet bekommt Ihr ein echtes Problem! Also – lieber zu viel, nachschneiden könnt Ihr immer noch.
Verkleidung Schiebedach
Den von allen Kleberesten gereinigten großen Blechteil noch mal akkurat entfetten, passendes Stück Stoff zuschneiden, Blech drauf legen und den inneren Bereich mal großzügig ausschneiden.
Doppelklebeband auflegen. Im Bereich stärkerer Rundungen lieber zwei Streifen auflegen, das Klebeband soll wirklich überall am Blech gut anliegen.
Im Bereich der Rundungen schneidet Ihr Entlastungsschnitte in den Stoff – nicht zu tief! – lieber nachschneiden wenn Ihr seht dass beim Umschlag zu viel Spannung ist oder Falten geworfen werden.
Nachdem der innere Bereich rundum gut verklebt ist kommt im nächsten Schritt die lange hintere Kante des Bleches dran. Empfehlenswert ist es das Blech mit Zwingen zu fixieren – der Stoff sollte mit ein wenig Spannung aufgelegt werden. Nicht zu stark ziehen! – nur eben so viel wie nötig.
Es folgt die vordere lange Kante des Bleches, achtet wieder drauf dass beim Einschneiden an den Rundungen nicht zu tief geschnitten wird.
Seitenteile applizieren, Blech umdrehen und den überstehenden Stoff im Bereich der Führungen glatt abschneiden.
Der kleinere Teil des Bleches ist nun auch kein Mirakel mehr…
So soll’s dann aussehen, im Idealfall:
Einbau im Wagen, falls ein SD verbaut ist
Den Ausschnitt habt Ihr auf der Innenseite akkurat von Klebebandresten befreit? Und mit neuem Doppelklebeband belegt? Gut, rein mit dem neuen Himmel.
Im Bereich der Innenbeleuchtung sollte eine Blechklammer sein – als Halterung für den Himmel.
Bevor Ihr den Himmel irgend wo fixiert müsst Ihr ihn erst mal in diese Klammer einfädeln, beim Versuch das nachträglich zu machen wird Euch mit hoher Sicherheit der schmale Steg brechen – und deswegen den Himmel noch mal raus nehmen wird sich wohl kaum jemand antun wollen…
Nachdem der Himmel rund um komplett fertig befestigt ist erfolgt das Verkleben des Stoffes mit dem Ausschnitt der Kassette. Nun seht Ihr hoffentlich dass die Zugabe mehr als ausreichend war und könnt erst mal entsprechend zurück schneiden.
Wie schon gehabt – im Bereich der Rundungen braucht es auch hier wieder Entlastungsschnitte für ein falten- und spannungsfreies Umlegen des Stoffes. Und auch wenn der Keder einiges kaschieren kann – schneidet Euch lieber langsam an die nötige Tiefe ran, zu tief geschnitten muß nicht sein.
Für den Umschlag braucht es in diesem Bereich übrigens gut Spannung, ideal wäre ein Helfer der die Pappe hoch drückt während Ihr den Stoff auf’s Klebeband drückt.
Epilog
Wer nach dieser Anleitung einen Himmel neu bespannt macht das auf eigene Gefahr, ich übernehme keinerlei Haftung.
Auf mögliche Risken und Stolpersteine habe ich hingewiesen, insbesondere erwähne ich noch mal dass es eminent wichtig ist beim Nasskleben schnell, schneller, noch schneller zu arbeiten. Nicht umsonst wird von Kontaktkleberherstellern das Nasskleben nicht erwähnt – das ist wirklich heikel!
Ebenso noch mal der Hinweis auf die nötigen Temperaturen beim Verarbeiten resp. die unbedingt nötige thermische Belastbarkeit von Kontaktkleber und Doppelklebeband.
Dies Alles berücksichtigend sollte es für Euch ein Leichtes sein Eure Himmel neu zu bespannen, für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Viel Erfolg und Freude am Blick nach oben!